Doris Gutsmiedl-Schümann

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Doris Gutsmiedl-Schümann

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Mitten im Lockdown der Covid-19-Pandemie erreichte mich eine Anfrage von der Glasperlenmacherin Skata Perlenmaid, die von einer Kundin den Auftrag erhalten hatte, eine Replik einer Perlenketten aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Aschheim-Bajuwarenring herzustellen.

Als ich diese Anfrage erhalten habe, und gelesen habe, dass eine der Glasperlenensebles aus dem Gräberfeld Aschheim-Bajurarenring repliziert werden sollte, war meine erste Erwartung, dass es sich dabei um eine der besonders bunten, auffälligen Zusammenstellungen handelt. Doch damit lag ich falsch: Die Anfrage bezog sich auf eine eher unscheinbare Perlenkette aus dem Grab mit der Nummer 114. Dieses Grab ist aus mehreren Gründen interessant: Daher wollte ich ihm und der Replik der Perlenkette einen eigenen Blogbeitrag widmen.

Doch zunächst, für diejenigen, die mit dem Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring nicht so vertraut sind, ein kurzer Überblick über diesen merowingerzeitlichen Bestattungsplatz.

Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Aschheim-Bajuwarenring wurde 1997 im Rahmen von Bauarbeiten entdeckt. Bei archäologischen Ausgrabungen 1997 und 1998 wurden insgesamt 444 Bestattungen in 402 Gräbern freigelegt. Im Norden, Osten und Süden wurden bei der Ausgrabung die antiken Grenzen der Nekropole erreicht, lediglich im Westen war eine unbekannte Anzahl von Gräbern einer Kiesgrube des 19. Jahrhunderts zum Opfer gefallen. Im Verlauf der Arbeiten erhielt der Friedhof nach seiner Lage im heutigen Ort die Bezeichnung “Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring”; ein Gedenkstein erinnert dort auch heute noch an diese Begräbnisstätte. In den folgenden Jahren wurden die Gräber aus Aschheim wissenschaftlich untersucht. Das Video “Vergrabene Geschichten” gibt dazu einen guten Überblick.

Der Bestattungsplatz Aschheim-Bajuwarenring war vom späten 5. Jahrhundert bis ins das 7. Jahrhundert hinein in Benutzung. Etwa ein Viertel der Gräber sind beigabenlos; ein weiteres Viertel der Gräber wurde noch im Frühmittelalter sekundär geöffnet oder modern gestört. Die ältesten Gräber datieren in die Zeit um 480/490, die Belegung endet um 670/680. Auf dem Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring wurden Männer, Frauen und Kinder unterschiedlicher Altersgruppen beigesetzt: Wir gehen daher davon aus, dass dort die Bewohner*innen einer frühmittelalterlichen Siedlung bestattet wurden.

Grab 114 gehört zu den ältesten Gräbern auf dem Gräberfeld. In dem ungestörten Grab wurde eine Frau beigesetzt, die im Alter von ca. 40 bis 52 Jahren verstorben war. Die einzige erhaltenen Beigabe in diesem Grab war eine Perlenkette.

Zeichnung von Grab 114

Grab 114 des frühmittelalterlichen Gräberfelds Aschheim-Bajuwarenring (Zeichnung: ARDI GbR, München). Die Perlen lagen bei Nr. 1

Die Perlenkette bestand aus mindestens 89 Perlen: Zumindest lagen 6 opak gelbe und 83 opak schwarze Perlen im Hals-/Brustbereich der Toten. Weitere Fragmente von mindestens 8 weiteren schwarzen Perlen lassen vermuten, dass das Perlenensemble ursprünglich etwas umfangreicher war. Die Perlen selbst waren mit einer Länge von 1,8 bis 4,2 mm und einem Durchmesser von 2,8 bis 4,9 mm eher klein. Diese kleinen Perlen datieren das Grab an das Ende des 5. und in die ersten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts. Insgesamt wirkt die Perlenkette in der Farbzusammenstellung eher dunkel, und erinnert an damit an die Perlenmode der vorangegangenen Völkerwanderungszeit.

Foto der Perlenkette aus Grab 114

Die Perlen aus Grab 114 nach der Restaurierung. Sie wurden in einer willkürlichen Reihenfolge aufgefädelt: Die originale Abfolge war im Grab nicht mehr zu erkennen.

Die Replik der Perlenkette aus Grab 114, die Skata Perlenmaid auf Instagram zeigt, ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen. Die kleinen gelben und schwarzen Perlen weisen unterschiedliche Längen und Durchmesser auf: Damit wird ein wesentliches Merkmal der Perlenkette schön repliziert. Der Glanz der neu gewickelten Glasperlen, noch ohne Abnutzungsspuren, lässt vermuten, wie die Perlenkette im Frühmittelalter einmal ausgesehen hat.


Dieser Blogeintrag ist am 18. Dezember 2023 zuerst unter https://archiskop.hypotheses.org/853 erschienen.

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Forschende - Lehrende - Archäologin | Prähistorikerin - Hochschuldidaktikerin