Doris Gutsmiedl-Schümann

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Doris Gutsmiedl-Schümann

Doris Gutsmiedl-Schümann

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Vor 120 Jahren kam Maria Reiche in Dresden zur Welt. Heute ist sie vor allem für ihre Forschungen zu Geoglyphen in Peru, den sog. Nazca-Linien bekannt. Sie kam als junge Lehrerin nach Südamerika, und beschäftige sich lange Zeit als Privatgelehrte mit diesen ungewöhnlichen Denkmälern, die heute zum Weltkulturerbe zählen.

Maria Reiche stammte aus einer angesehenen Familie, der im deutschen Kaiserreich Künstler und Wissenschaftler angehörten. Sie wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern auf. Ihr Vater war Richter am Oberlandesgericht in Dresden- Er fiel im Ersten Weltkrieg. Trotz den finanziellen Schwierigkeiten, in die die Familie nach seinem Tod geriet, ermöglichte die Mutter allen Kindern den Besuch einer höheren Schule und ein Studium. Elisabeth Reiche hatte selbst in Hamburg und Edinburgh Theologie und englische Literatur studiert, und wusste wohl um den Wert guter Bildung. Ihre älteste Tochter Maria studierte nach dem Abitur Mathematik, Physik, Philosophie, Geografie und Pädagogik an der Technischen Hochschule Dresden und der Universität Hamburg. 1928 schloss sie das Studium mit dem Staatsexamen und der höheren Lehramtsprüfung in Dresden ab. Anschließend war sie an unterschiedlichen Dresdner Schulen in befristeten Arbeitsverhältnissen als Lehrerin tätig. Die Weltwirtschaftskrise machte es schwer, eine dauerhafte Anstellung zu finden.

„Jeder hat sein ganz eigenes Luftschloss. Ich träume mich z.B. in die Zeit hinein, zu der ich erwachsen werde…, da denke ich mich als Gehilfin irgendeines großen Forschers, die ihn auf allen seinen Reisen begleitet und ihm durch dick und dünn nach den Ländern des ewigen Eises und dem glutvollen Inneren Afrikas oder Asiens folgt […]. Wenn [er] stirbt, werde ich vielleicht seine Nachfolgerin, eine berühmte Forschungsreisende…“

Maria Reiche in einem Schulaufsatz zum Thema „Luftschlösser“, zitiert nach Kosse/Richter 2015, 17.

Die politischen Veränderungen, die sich zu Beginn der 1930er Jahre in Deutschland abzuzeichnen begannen, veranlassten Maria Reiche, nach einer Beschäftigung im Ausland zu suchen: Vor allem dem aufkommenden Nationalsozialismus stand sie skeptisch gegenüber. 1932 unterschieb sie einen vierjährigen Arbeitsvertag als Hauslehrerin für die beiden Kinder des deutschen Konsuls in Cuzco, Peru. Eine sechswöchige Seereise führte sie von Hamburg nach Südamerika. In Peru nutze Maria Reiche ihre freie Zeit für Ausflüge zu den Ruinen vergangener Kulturen. Von Cuzco aus besuchte sie unter anderem Machu Picchu, und nahm im dortigen Sonnenobservatorium eigene Messungen vor.

Zwei Jahre lang blieb Maria Reiche Hauslehrerin im Haus des Konsuls, ehe ihr Vertrag vorzeitig aufgelöst wurde. Eigentlich hätte sie mit dem Ende ihres Arbeitsvertrags nach Deutschland zurückkehren sollen. Sie nutzte die bereits bezahlte Rückfahrt jedoch nicht, sondern blieb in Lima, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. 1935 begann sie für das Museo de Arqueología in Lima zu arbeiten: Zunächst als Restauratorin, dann als Übersetzerin. In Lima hörte sie auch im Rahmen eines Vortrags des US-amerikanischen Professors Paul Kosok zum ersten Mal von den Nazca-Linien, die erst in den 1920er Jahren wiederentdeckt worden waren. Im Tea Room ihrer Freundin Amy Meredith lernt sie Paul Kosok auch persönlich kennen.

Im Dezember 1941 reiste Maria Reiche im Auftrag von Paul Kosok in die Pampa, um am Tag der Sonnenwende in Nazca weitere Linien zu vermessen. Dabei entdeckte sie weitere Linien, und kann durch ihre Vermessungsarbeit Figuren nachzeichnen.

1946 beginnt die intensive Forschungstätigkeit Maria Reiches. Ihre Arbeit wird in einer Rezension ihres Buches „Mystery of the Dessert“ (1968) in der Zeitschrift Antiquity folgendermaßen beschrieben:

„Miss Reiche has been working on the markings since 1946. Some have been destroyed by car and horse tracks, and some are in danger from these and from irrigation schemes. She has been tireless in mapping and recoding them from ground and air”

Antiquity 44/173, 1970, 70.

Der Rezensent merkt an, dass ihr Buch vor allem Beschreibungen der Geoglypen enthält, und kaum Interpretation; er hebt jedoch auch hervor, dass mit dieser Veröffentlichung auch deutlich wird, dass die Nasca-Linien geschützt werden sollten.

Über 40 Jahre lang forschte Maria Reiche an den Geoglyphen von Nasca. Im Laufe ihres Lebens vermaß Maria Reiche über 500 Figuren und mehr als 1000 Linien. Sie war auch die Erste, die Luftbildaufnahmen von den riesigen Bildern machte. Maria Reiche hat die Geoglyphen von Nazca nicht nur erforscht, sondern durch ihre Publikations- und Vortragstätigkeit auch dafür gesorgt, dass sie bekannt und als schützenswert anerkannt wurden. Seit 1994 gehören die Linien und Bodenzeichnungen von Nazca und Pampa de Jumana zum UNESCO-Welterbe. Für ihre Arbeit hat sie zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten. Maria Reiche starb am 8. Juni 1998 in Peru.

In ihrer Geburtsstadt Dresden erinnern die Maria-Reiche-Straße und der Verein “Dr. Maria Reiche – Linien und Figuren der Nasca-Kultur in Peru” e.V. an sie. Die TU Dresden hat mit den Maria Reiche Postdoctoral Fellowships ein Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen nach ihr benannt.

Bilder von Maria Reiche werben derzeit für die Ausstellung „Ein gut Theil Eigenheit“ – Lebenswege früher Archäologinnen, die vom 19.5. bis 3.9.2023 in neuen Design im Museum August Kestner in Hannover gezeigt wird:

Postkarten mit Bildern von Maria Reiche

Quellen/zum Weiterlesen

Mario Koch, Maria Reiche und die Geoglyphen von Nasca – zu, 115. Geburtstag von Maria Reiche. AmerIndian Research 13/2, 2018, 87-94.

Sandra Kosse/Christiane Richter (Red.), Chronik des Vereins „Dr. Maria Reiche – Linien und Figuren der Nasca-Kultur in Peru“ e.V. 1994-2014 (Dresden 2015). Online verfügbar unter https://www2.htw-dresden.de/~nazca/Aktuelles/Chronik_20Jahre.pdf

Dietrich Schulze/Viola Zetzsche, Bilderbuch der Wüste. Maria Reiche und die Bodenzeichnungen von Nasca (Halle (Saale) 2005).

Rezension zu Maria Reiche: Mystery on the Dessert, Nazca (Peru); Stuttgart: Offizindruck AG, 1968, in: Antiquity 44/173, 1970, 70. DOI https://doi.org/10.1017/S0003598X00041041


Dieser Blogeintrag ist am 15. Mai 2023 zuerst unter https://aktarcha.hypotheses.org/2301 erschienen.

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Forschende - Lehrende - Archäologin | Prähistorikerin - Hochschuldidaktikerin