Doris Gutsmiedl-Schümann

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Präsenzfreies Sommersemester 2020 (7):

Wie geht es den Studierenden nach dem Ende der Vorlesungszeit?

Doris Gutsmiedl-Schümann

4 Minuten Lesezeit

Zuletzt ist es hier auf diesem Blog ein wenig ruhiger geworden: Der universitäre Alltag des präsenzfreien Sommersemesters hatte mich voll im Griff, und ließ mir wenig Zeit, meine geplante Serie von Blogbeiträgen zu digitaler Lehre fortzusetzen. Nichtsdestotrotz habe ich die Studierenden zum Ende der Vorlesungszeit erneut befragt. Diesmal habe ich um Antworten auf zwei Fragenkomplexe gebeten:

  • Wie haben Sie das digitale Sommersemester erlebt? Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem digitalen Sommersemester mit?
  • Welche Erwartungen haben Sie an das kommende Wintersemester?

Die Antworten und Anmerkungen zu diesen Fragen möchte ich in diesem Beitrag vorstellen und aus meiner Sicht kommentieren.

Wie schon bei dem ersten, im Mai 2020 eingeholten Stimmungsbild habe ich meine Bitte um Teilnahme an alle Studierenden in meinen Lehrveranstaltungen an der Universität Bonn geschickt; dabei habe ich aber nicht speziell um Rückmeldungen zu meinen Veranstaltungen gebeten. Das Stimmungsbild zeigt daher wohl allgemein die studentische Sicht auf die Vorlesungszeit des Sommersemesters.

Wie haben Sie das digitale Sommersemester erlebt? Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem digitalen Sommersemester mit?

Pinnwand: Rückblick der Studierenden auf das digitale Sommersemester 2020 – Stand August 2020

Wie schon im ersten Stimmungsbild aus Mai 2020, sind die Rückmeldungen der Studierenden sehr unterschiedlich. Einige Studierenden äußern sich überrascht-positiv zur Vorlesungszeit des digitalen Sommersemesters: „Unterricht im digitalen Raum ist überraschend gut gelungen“; „nicht so schlecht wie befürchtet“; „gutes Umdenken / Anpassen der Dozenten an die immer neuen Anforderungen“ sowie „hinsichtlich der Dozenten / Kurse ging keine Qualität verloren“ stellen einigen Veranstaltungen sowie deren Lehrenden ein gutes Zeugnis aus. Andere Studierende wiederum waren mit den von ihnen besuchten Lehrveranstaltungen nicht ganz so zufrieden: Dies zeigen Kommentare wie „unterschiedliche Qualität der Kurse, aus einigen hat man inhaltlich kaum etwas mitgenommen“; „der Großteil der Dozenten schien überfordert und konnte Onlinefunktionen nicht vorteilhaft einsetzen“ sowie „merklicher Unterschied zwischen digital geübten Dozenten und denen, die eher analog arbeiten“. Zudem wird v.a. im späteren Verlauf des Semesters die abnehmende Diskussionsbereitschaft unter den Studierenden kritisiert.

Mehrfach angemerkt wurde auch mangelnde Bewegung, die das Studieren von zu Hause aus und vor dem heimischen Computer mit sich bringt, als negativer Punkt des digitalen Semesters angebracht. Allerdings weist auch ein Kommentar darauf hin, dass jede*r selbst für den (Bewegungs-)Ausgleich zum Studium verantwortlich ist, und die wegfallenden Fahrtzeiten zur bzw. von der Uni für Sport genutzt werden können. Die wegfallenden Fahrtzeiten und die damit gesparte Zeit wird zudem ganz generell als positiver Aspekt des digitalen Semesters gesehen.

Verkürzte Öffnungszeiten von Bibliotheken, eine begrenzte Anzahl von Arbeitsplätzen in diesen und die damit verbundene Notwenigkeit, sich vorab zum Bibliotheksbesuch anmelden zu müssen und nur zu dieser Zeit auch in der Bibliothek arbeiten zu können, erfordert wiederum von studentischer Seite eine sehr genaue Tagesplanung.

Eine Anmerkung zum Verhalten von Studierenden vor der Kamera („Seriösität der Kommilitonen ließ stark nach oder war nicht vorhanden (Essen, Schlafen o. ä. Verhaltensweisen vor angeschalteter Kamera, die man in der Uni nicht an den Tag legt)“) weist auf einen Aspekt von Veranstaltungen im virtuellen Seminarraum hin, der mir so bislang noch nicht in den Sinn gekommen ist: Dadurch, dass jede*r Studierende alle anderen Studierenden vor sich sieht, nehmen hier alle Studierenden zugleich auch die Perspektive des/der Lehrenden ein – im Gegensatz zum Seminarraum an der Universität, in dem die Studierenden meist nur von den Umsitzenden deren Verhalten in der Lehrveranstaltung mitbekommen.

Die Rückmeldungen zum digitalen Sommersemester zeigen meines Erachtens, dass die Studierenden im Großen und Ganzen im digitalen Sommersemester ganz gut zurechtgekommen sind. Dass das präsenzfreie Sommersemester Raum für Verbesserungen bereithält, ist angesichts der Kürze der Zeit, in der das komplette Lehrprogramm auf digital umgestellt wurde, nicht verwunderlich. Wichtig ist aus meiner Sicht nun, die Rückmeldungen der Studierenden ernst zu nehmen, und bei weiteren digitalen Veranstaltung im Wintersemester auch ihre Perspektive mit zu berücksichtigen.

Welche Erwartungen haben Sie an das kommende Wintersemester?

Pinnwand: Erwartungen der Studierenden für das Wintersemester 2020/2021 – Stand August 2020

Ein Teil der Studierenden drückt sehr deutlich eine Hoffnung auf eine Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen aus. Andere wiederum halten auch im Wintersemester eine digitale Vorlesungszeit für möglich, erwarten dann aber eine bessere Vorbereitung der Lehrenden auf den akademischen Unterricht im digitalen Raum. In jedem Fall wünschen sich die Studierenden feste Rahmenbedingungen, und von Seiten der Universität besser informiert zu werden.

Als wichtige Erwartung an das Wintersemester wird zudem die verbesserte Zugänglichkeit von Literatur genannt: Ein Aspekt, der nicht nur Studierenden in Lehrveranstaltungen betrifft, sondern insbesondere auch für diejenigen relevant ist, die an ihren Abschlussarbeiten schreiben.

Die Erwartungen an das Wintersemester lassen sich v.a. in vier wesentlichen Punkten zusammenfassen:

  • Einige äußern einen deutlichen Wunsch nach Präsenzveranstaltungen unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln
  • Andere erwarten weiterhin digitale Veranstaltungen, gehen aber davon aus, dass die Lehrenden im Wintersemester die Möglichkeiten der digitalen Lehre besser nutzen
  • In jedem Fall wünschen sich die Studierenden verlässliche und beständige Regeln für das Wintersemester sowie
  • eine bessere und dauerhafte Zugänglichkeit von Bibliotheken und Literatur

Dieser Blogeintrag ist am 18. August 2020 zuerst unter https://archiskop.hypotheses.org/617 erschienen.

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Forschende - Lehrende - Archäologin | Prähistorikerin - Hochschuldidaktikerin