Doris Gutsmiedl-Schümann

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Doris Gutsmiedl-Schümann

Präsenzfreies Sommersemester 2020 (5):

Wie geht es den Studierenden?

Doris Gutsmiedl-Schümann

4 Minuten Lesezeit

Inzwischen ist etwa das erste Drittel des digitalen Sommersemesters vergangen: Ein guter Zeitpunkt, um die Studierenden nach einem Stimmungsbild zu fragen.

Um ein Stimmungsbild der Studierenden zu erhalten, habe ich bei Flinga.fi eine virtuelle Pinnwand eingerichtet, und den Studierenden den Link zu dieser Pinnwand per e-Mail zugeschickt. Diese Nachricht enthielt auch eine Kurzanleitung, wie Beiträge auf der Pinnwand platziert werden können, sowie die Bitte, innerhalb einer Woche, bis zum 25. Mai, Einträge vorzunehmen. Darüber hinaus wurden die Studierenden darüber informiert, dass ich einen Screenshot der Pinnwand auf meinem Blog veröffentlichen, und hier einen Beitrag darüber schreiben werde.

Insgesamt wurden 20 Einträge vorgenommen:

Pinnwand: Stimmungsbild von Studierenden im digitalen Sommersemester 2020 – Stand Mai 2020

Insgesamt macht das Stimmungsbild nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich einen bunt gemischten Eindruck.

Während einige von erstaunlich wenig technischen Problemen berichten, haben andere Probleme, auf den e-Campus zuzugreifen. Vor allem in den ersten Wochen war zu merken, dass der e-Campus, je nachdem, zu welcher Tageszeit man darauf zugreifen wollte, manchmal sehr langsam oder gar nicht zu erreichen war, zu anderen Tageszeiten aber problemlos lief. Darin spiegeln sich wohl also auch unterschiedliche Arbeitszeiten und Arbeitsgewohnheiten wieder. Insgesamt lässt sich auf Grund der Kommentare aber wohl festhalten, technisch läuft es erstaunlich gut, und die technische Ausstattung der Studierenden scheint für das aktuelle Semester auszureichen.

Von den geschlossenen oder nur sehr eingeschränkt zugänglichen Bibliotheken sind Forschende, Lehrende und Studierende gleichermaßen betroffen. Auch wenn ich bei der Themenauswahl für das Sommersemester darauf geachtet habe, Themen zu stellen, für die viel Literatur auch online zugänglich ist, so ist das Arbeiten ohne Bibliothek doch ungewohnt, und erscheint auf Grund der ungewohnten Abläufe komplizierter. Darüber hinaus stellen die Bibliotheken auch einen Treffpunkt der Studierenden dar: Ohne regelmäßige Bibliotheksbesuche ist der Austausch mit den Mitstudierenden eingeschränkt, da sich die Studierenden nicht einfach so über den Weg laufen. Austauch im virtuellen Raum muss extra geplant und angestoßen werden, was es wiederum komplizierter macht. Kurzum: Das typische Studierendenleben eines auf Präsenz angelegten Studiengangs fehlt, und damit auch der beiläufige wissenschaftliche Austausch im Alltag, der insbesondere in den Seminaren auch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, auch wenn selten explizit wahrgenommen wird.

Einige Einträge schreiben auch von fehlender Motivation bzw. davon, dass es alleine deutlich schwieriger ist, sich zu motivieren. Dabei spielt auch eine Rolle, dass alle Veranstaltungen sowie das Arbeiten an den Studien- und Prüfungsleistungen sich nun am, im und mit dem Computer abspielt: Also auch inhaltlich unterschiedlich und abwechslungsreich gestaltete Veranstaltungen werden alle durch den PC besucht. Darüber hinaus wird in diesem Semester auch viel Literatur online zugänglich gemacht, was wiederum zu mehr Zeit am Bildschirm führt. Der Computer ist in diesem Semester also nicht nur ein Arbeitsgerät, sondern auch das Fenster bzw. das Portal zur Universität.

Die Studierenden sehen jedoch auch positive Aspekte im digitalen Sommersemester: Durch neue und ungewohnte Aufgabenstellungen und Veranstaltungsvarianten bieten sich zum einen Abwechslungen im sonst üblichen und vorhersagbaren Studienverlauf, zum anderen ist es durch das eigenverantwortlichere und flexiblere Arbeiten nun auch leichter, das Studium und weitere Lebensbereiche wie z.B. Job, Berufstätigkeit oder auch familiäre Verpflichtungen mit einander zu vereinbaren.

Was nicht aus den Augen verloren werden darf, ist, dass wegen der Universitätsschließungen im März 2020 die Prüfungsphasen des Wintersemesters 2019/2020 abgebrochen bzw. nicht vollendet wurden, und immer noch Prüfungsleistungen aus dem Wintersemester offen sind. Nun kommen Stück für Stück die Studien- und Prüfungsleistungen des Sommersemesters hinzu, was zu einer Doppelbelastung der Studierenden führt. Insbesondere Hausarbeiten aus dem Wintersemester konnten wegen der Bibliotheksschließungen nicht vollendet werden; die entsprechenden Abgabefristen wurden in den Sommer hinein verlängert. Parallel dazu werden nun aber auch schon die Studienleistungen des Sommersemesters gefordert, und die Zahl der zu schreibenden bzw. zu vollendenden Hausarbeiten nimmt weiter zu.

Insgesamt zeigt das Stimmungsbild aus meiner Sicht sehr gut, dass das digitale Sommersemester zwar im Großen und Ganzen läuft, aber ganz einige Probleme mit sich bringt, die bei künftiger digitaler Lehre auch mit berücksichtigt werden sollten.


Dieser Blogeintrag ist am 27. Mai 2020 zuerst unter https://archiskop.hypotheses.org/602 erschienen.

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Forschende - Lehrende - Archäologin | Prähistorikerin - Hochschuldidaktikerin